Mittwoch, 30. Januar 2013

Playas del Coco, statt Isla del Coco.


Gemäss den Reiseführern ist die Isla del Coco das schönste Tauchrevier in ganz Costa Rica. Nur liegt diese Insel rund 500 Kilometer von der costaricensischen Küste entfernt und ein Ausflug dorthin dauert eine gute Woche. Darüber hinaus kostet diese Kreuzfahrt mindestens 4500 Dollar. Darum hat Wernu entschieden, diese Pirateninsel auszulassen und stattdessen in Playas del Coco tauchen zu gehen. Das tönt schon mal ähnlich und ist scheinbar ebenfalls beliebt. Zumindest das Internet und die vielen Tauchanbieter sprechen dafür. Und so buchten wir am Montag und Mittwoch je zwei Tauchgänge. Wir waren gespannt, was da auf uns zukommen sollte. Am Montag war das Meer ziemlich bewegt, was sich jeweils auch unter Wasser durch eine verschlechterte Sicht bemerkbar macht. Der erste Tauchplatz hiess „Prieta“; felsig-sandiger Grund und ziemlich viel Strömung waren die Kennzeichen. Unseren Tauchguide, Jairo, habe ich nur auf dem Boot richtig gesehen, im Wasser konnte ich mich knapp an seinen Flossen orientieren. Und so war halt auch nicht so viel Getier zu sehen. Ein paar Krabben, Seesterne, Ballonfische und immerhin ein Skorpionfisch. Beim zweiten Tauchplatz („Tortuga“) war es dann ein bisschen besser. Die Sicht betrug ein bisschen mehr als fünf Meter. Und vor allem lag da unten ein Wrack. Die „Rastitu“, ein Fischerboot. Wie es der Name schon sagt, hatte es da enorm viele Fische. Ballonfische, Donkey Fish, Spotted Sharpnose und da war auch noch eine schöne Muräne.



Am Mittwoch tuckerten wir dann zu den Catalinas. Da sollen gelegentlich Mantarochen gesichtet werden. Das machte Hoffnung. Kurz vor den Catalinas hatten wir dann erstmals Rochen fliegen sehen. Zwar keine Mantarochen, aber Stachelrochen machten sich ein Vergnügen daraus, durch die Luft zu segeln. Das sieht extrem lässig aus. Sie vermögen gut und gerne einen Meter zu springen. Wir konnten später noch mehr solche beobachten. Übrigens auch unter Wasser. Die beiden Tauchplätze hiessen „La Pared“ und „Punta Catalina“. Die Sicht war leider immer noch unter zehn Metern und der Boden war genau gleich beschaffen wie am Montag. Aber wir konnten nach den beiden Tauchgängen aber doch ein paar neue Fische ins Logbuch schreiben. Den Cortez Stingray oder den Panamic Porkfish habe ich beispielsweise vorher noch nie notiert. Kaum waren wir wieder auf dem Boot erwartete uns die grösste Überraschung. Eine ganze Delphinschule kreuzte uns. Sicher fast dreissig Tiere konnten wir rund zehn Minuten lang aus der Nähe beobachten. Das sind stets eindrückliche Begegnungen. Wernus sagt: Alles in allem war es schön, wieder mal unter Wasser gewesen zu sein. Mich persönlich freut noch mehr, dass Wernu hier wieder regelmässiger joggen geht. Das Wasser ist nicht so mein Element.

Sonntag, 27. Januar 2013

Zurück in Guanacaste.


Costa Rica ist in sieben Provinzen (bei uns Kantone) mit lokalen Verwaltungs-Behörden unterteilt: Alajuela, Cartago, Guanacaste, Heredia, Limón, Puntarenas und San José. Die Halbinsel Nicoya wird von zwei Provinzen eingenommen. Mal País liegt in der Provinz Puntarenas und Playas del Coco, wo wir uns nun für eine gute Woche befinden, in Guanacaste. Die Beiden sind landschaftlich völlig verschieden. Puntarenas nimmt vorwiegend die südliche Pazifikküste ein; es dominieren grüne Regenwälder, unterbrochen von noch grüneren Plantagen, der Tourismus blüht und das Klima ist eher tropisch.

 
Guanacaste belegt die nördliche Pazifikküste; hier findet man weite Ebenen, die steppenartig in Brauntönen gehalten sind, hier wird vor allem Viehzucht betrieben, das Klima ist heiss und trocken. In den Ebenen stehen weitausladende, einzelne Bäume, unter denen die Rindviecher Schutz vor der Sonne suchen. Das sind die National-Bäume von Costa Rica und geben der Provinz ihren Namen: Guanacaste. Da frage ich mich: Haben wir eigentlich auch einen National-Baum oder einen National-Vogel? Mir und Wernu sind keine bekannt. Nun ja, wir sind also vom Süden in den Norden der Nicoya-Halbinsel gegondelt. Eine abwechslungsreiche Fahrt. In Montezuma haben wir eine Nacht eingeschaltet und sind diesmal der Ostküste entlang gefahren. Da gibt es eine gut ausgebaute Hauptstrasse. In Liberia haben wir unter Applaus unser Mietauto wieder zurückgegeben. Der Einbruch-Schaden war auch für die beiden Muchachos im Vermietungsbüro nicht alltäglich. Mit dem Bus sind wir dann nach Playas del Coco weitergereist. Hier möchten wir nun ein bisschen ausspannen und ein paar Tauchgänge machen. Angefangen hat es mit einer Costa Rica-Fiesta, ähnlich wie wir sie schon in Santa Cruz erlebt haben. Einfach weniger gross, ohne den Volksfest- eher mit Chilbi-Charakter, aber mit den gleichen Biersorten. Heute unternahm dann Wernu eine Joggingrunde mit mir. Er sagt, das habe eine aufbauende Wirkung. Ich sage, er war wohl eher ein bisschen „borracho“ (deutsche Form unbekannt).

Mittwoch, 23. Januar 2013

Eine unschöne Erfahrung.


Wernu hat die angedeutete Trainingsrunde leider sausen lassen. Temperatur, Gesundheit, Badegelegenheit und andere Ausreden hielten ihn davon ab. Die vier Strände im Süden der Nicoya-Halbinsel, die Playas Hermosa, Santa Teresa, Carmen und Mal País, versprachen halt eine angenehme Pause nach der holprigen Hinfahrt. Also war Baden angesagt. Wernu wollte alle Strände besuchen. An der Playa Mal País fing er an und nach der schönen Playa Hermosa ging es an die Playa Santa Teresa.


Das Auto stellten wir jeweils auf den „öffentlichen“ Parkplatz und ich musste dort warten, bis es weiter ging. Ich habe mir dabei zeitweilig ein Nickerchen gegönnt. Darum habe ich vom ganzen Unheil, das da aufs Mal über uns hereinbrach, gar nichts bemerkt. Als Wernu nämlich zum Auto zurückkam, waren die Türen offen und der Rucksack weg. Nur ich lag noch da, mit meinem Zwilling. Oh du meine Güte, was hat der arme Kerl für Augen gemacht. Wo er doch das Auto abschliesst, wenn er fünf Meter daneben ein Foto schiesst. Das Portmonnee samt Inhalt, Kamera, Smartphone, Sackmesser, Taschenlampe und noch einiges mehr waren fort. Zum Glück hat Wernu die noch wichtigeren Sachen (Pass, Flugtickets, Kreditkarten, Laptop etc.) im Hotel verwahrt. Trotzdem, der Schock sass tief. Wie konnte das nur passieren? Nix war mehr mit Baden und ersten Surf-Versuchen. Ganz aufgeregt fuhren wir zu unserer Unterkunft zurück. Da war der Dieb zum Glück noch nicht. Die Hotel-Schlüssel im Rucksack waren nicht angeschrieben. Natürlich war der Polizei-Posten schon geschlossen. Darum fuhren wir erst am folgenden Tag dahin. Die Polizisten schickten uns zum OJI (Organismo de Investigación Judical). Dort machten wir dann unseren grossen Spanischtest. Der diensthabende Detektiv hat dabei einen wunderschönen Bericht verfasst. Nun haben wir unsere erste Millionenklage (Colones) eingereicht. Beim Fotografieren des Autos hat uns der Beamte gezeigt, wie der Dieb das Auto geöffnet hat. Dieser hat ein Loch in den Türrahmen auf der Führerseite gebohrt und mit einem langen Stab den Zentralverriegelungsknopf betätigt. Schwups gingen alle Türen auf. Wernu lag 50 Meter daneben im Sand und ich 50 Zentimeter auf dem Autoboden. Ringsum waren etwa zwanzig andere Fahrzeuge parkiert. Niemand hat das Geringste bemerkt. Eine unschöne Erfahrung. Schicksal, die Reise geht zum Glück weiter. Der Blog auch, halt nicht mit aktuellen Fotos. Aber Ihr werdet mir das wohl nicht nachtragen. Da bin ich sicher.

Sonntag, 20. Januar 2013

4x4 und Puerto Coyote.


In unserem Reiseführer wird die Fahrt im Geländewagen von Sámara nach Mailpaís als abenteuerliche Erfahrung beschrieben und wärmstens empfohlen. Da wollte ich natürlich Wernu unbedingt zeigen, dass ich in der Lage bin, diese 90 Kilometer lange Route auf Naturstrassen in den Süden der Nicoya-Halbinsel zu bewältigen. Wir teilten die Strecke in zwei Tagesetappen ein. Rolf hat uns noch die Gezeiten des ersten Tages herausgesucht. Die Flüsse sollte man nämlich ausschliesslich bei Ebbe überqueren. Weil sie sich im Mündungsgebiet zum Meer befinden, ist dies scheint‘s noch entscheidend. Und los ging die holprige Fahrt. Die Strasse ist ziemlich schmal, darum hiess es aufpassen auf Schlaglöcher und entgegenkommende Fahrzeuge. Es ist uns ziemlich gut gelungen. Mitten auf der Strecke erfuhren wir dann was eigentlich mit „4x4“ gemeint ist. Vier Toros mit je vier Beinen haben mit ihren vier Campesinos kurz für uns ihre Arbeit unterbrochen und posiert.



Es folgten wunderschöne Strände, die meist menschenleer, aber doch touristisch erschlossen sind. Einfach mit einem dazugehörigen Dörfchen und zwei-drei kleinen Hotels. Und irgendwie hatten die Flüsse aufs Mal alle Brücken. Die sind ziemlich einfach zu überqueren. Wir suchten uns ein Nachtlager in Puerto Coyote, da verhiess zumindest der Name ein Abenteuer. Der Besitzer der „Cabinas Coyote“, Rafael, fragte uns, ob wir Lust hätten mit ihm zum Fischen ans Meer zu fahren. Selbstverständlich hatten wir das. Das halbe Hotel fuhr alsbald an die Playa Caletas um ihr Glück zu versuchen. Die Ticos wollten dem Suizo zeigen, was das Meer hergibt. Die Petri-Jünger kommen gemäss Rafael aus ganz Costa Rica hierher. Das Gewässer sei extrem ergiebig, dank dem Rio Jabillo, der hier ins Meer mündet. Und tatsächlich die Fischer richten sich jeweils am Strand sogar eine Unterkunft ein, damit sie am Abend möglichst lange und am Morgen möglichst früh ihrem Hobby frönen können.


Ganz so erfolgreich waren wir dann allerdings nicht. Eine „Macarela“ und noch so ein ungeniessbarer „Pfannendeckel“ (wie eine Brachsle bei uns) war die ganze Ausbeute. Aber es wurde viel gelacht. Eine „Macarela“ ist wohl auch keine Trophäe. Am nächsten Morgen schärfte uns Rafael die Strecke ein und teilte uns die Gezeiten mit. Und diesmal war es wirklich wichtig. Am Ufer des Rio Jabillo wachsen Mangroven in denen Schlangen, Schildkröten und viele Vögel hausen. Wenn man im Auto abgetrieben werde, solle man beim Aussteigen darauf achten, nicht auf einen Baumstamm zu treten, es könnte womöglich ein Krokodil sein. Ich schaffte es ohne abgetrieben worden zu sein. Etwa fünf Kilometer waren dann sogar weglos am Strand zurückzulegen, auch dies ist bei Ebbe einfacher zu bewältigen. Das Navigationsgerät hat fast als Boot geführt. Noch bevor die Flut einsetzte, erreichten wir die Playa Santa Teresa, unser nächstes Ziel. Weil ich das so gut managte, gibts womöglich morgen eine Joggingrunde.

Freitag, 18. Januar 2013

Chelonidae – Saurier unserer Zeit.


Wernu und ich haben nach einer ziemlich holprigen Fahrt über unbefestigte Strassen im Hotel „Luna Azul“ in San Juanillo Station gemacht. Die Unterkunft wurde uns von Diana, ja die mit der schönen Fotoseite, schon in der Schweiz empfohlen. Die beiden Hotelmanager, Andreas und Rolf betreiben ihr kleines, aber sehr feines Hotel mit viel Herz und einer riesigen Service-Bereitschaft. Ihre Küche hat einen hervorragenden Ruf, was sich in der Praxis durchaus bewahrheitet hat. Wernu hat gesagt, der Red Snapper sei ein Gedicht und wenn Wernu poetisch wird, muss etwas dran sein.


Der eigentliche Hauptgrund für den Zwischenhalt war aber der berühmte Strand von Ostional. Bekannt ist er vor allem bei Naturfreunden. Hier legen die Bastardschildkröten („Lepidocheilys olivacea“ oder „La Lora“, wie sie hier sagen) bei Neumond ihre Eier in den warmen Sand. Diese brüten so quasi von selber rund sieben Wochen lang im Sand und dann schlüpfen die Jungtiere. Die eigentliche Arribada haben wir leider verpasst. Da kommen jeweils Tausende von „Loras“ gleichzeitig am Strand von Ostional an. Wir konnten aber zumindest kleine Schildkröten schlüpfen sehen. Sie sind extrem niedlich anzuschauen, wenn sie sich mit ihren Paddel-Beinen freischaufeln. Dann beginnt allerdings ein Kampf ums Überleben. Sie müssen möglichst rasch das befreiende Wasser erreichen. Es wird wortwörtlich ums Leben gerannt. Beobachtet wird der Strand nämlich nicht nur von Menschen, sondern auch von grossen Vögeln, die nur auf den Moment warten, wo sie sich einen Leckerbissen schnappen können. 


Die Schildkröten sollten nicht von den Menschen ins Wasser getragen werden, weil sie sich sonst kaum mehr an den Strand ihrer Geburt erinnern können. Dieser ist für die Fortpflanzung aber lebenswichtig. Sie werden nämlich als geschlechtsreife Erwachsene (15-20 Jahre, je nach Grösse) wieder dorthin zurückkommen um selber Eier zu legen. Sieben Meeresschildkrötenarten schwimmen noch durch die Weltmeere. Ihre Zahl hat sich leider drastisch reduziert. Der Mensch ist natürlich wieder mal hauptschuldig. Er bedroht die Tiere durch den Bau von Hotelanlagen, durch das Suppenkochen, die Fischerei oder mit der Abfall-Beseitigung (-Verschiebung). Der Strand in Ostional ist als Lebensraum der Bastardschildkröten geschützt. Übrigens werden hier auch immer wieder die grossen Lederschildkröten gesichtet. Diese Tiere werden 2,5m lang und wiegen schon mal um die 700 Kilogramm.