Mittwoch, 27. Februar 2013

Der Laufschuh im Schnee.


Nun sind wir schon mehr als zwei Wochen zurück in der Bundesstadt. Ich habe mir viel Mühe gegeben, um Wernu bei der Wiedereingliederung in den Berner Alltag zu unterstützen. So ganz zu Hause angelangt ist er nämlich noch nicht. Man sieht das schon rein optisch. Die «Ferien-Chrusle» will er gar nicht mehr abschneiden lassen. Diese Friise sei äusserst praktisch. Aber primär hadert er mit den hier herrschenden Temperaturen. Voll Winter halt. Mit ein Grund, dass wir erst wenige Kilometer zurückgelegt haben. Zum Glück ist der Frühling nicht mehr weit.
 
Wernu sagt, er könne bestimmt noch lange von dieser Reise zehren. «Pura vida» sei eine Lebenseinstellung und diese funktioniere für ihn ebenfalls in der Schweiz. Wenn man ihn nach den Highlights von Costa Rica fragt, kommt er richtig ins Schwärmen. Angefangen bei der Schule. Da habe alles gestimmt: Die geografische Lage in Manuel Antonio, die Infrastruktur, die Unterkunft mit Familienanschluss, die netten Profesoras, die Mitstudenten und die Schul-Veranstaltungen. Stark beeindruckt wurde Wernu von den fantastischen Landschaften mit den riesigen Regenwäldern, eindrücklichen Vulkanen, wunderschönen Stränden, endlosen Weiden und herrlichen Flüssen. Gestaunt habe er über die vielen fremdartigen Tiere; Vögel, Insekten, Amphibien, Reptilien, Fische oder Säugetiere. Die verschiedenen Abenteuer nehme ihm auch niemand mehr weg: Trekking im Urwald, Wellenreiten, Tauchen, Canopy Touren, Riverrafting und so weiter. Immer erinnern werde er sich zudem an all die liebenswürdigen Menschen, die Fiestas, das Essen, die feinen Früchte und das kühle Bier.

Dies sind die letzten Zeilen zur Wernus Reise nach Costa Rica. Ich bedanke mich bei allen Blog-Leserinnen und Blog-Lesern für ihr Interesse. Es macht Spass zu schreiben, wenn die Texte auch gelesen werden. Die Laufschuh-Seite mit den nunmehr 35 Beiträgen wurde rund 2500 mal aufgerufen. Das freut mich. Muchas gracias y hasta la vista!

Sonntag, 10. Februar 2013

San José.


Je näher wir zur Hauptstadt kamen, desto zähflüssiger wurde der Verkehr. Die Ursache war eine kilometerlange Baustelle und wohl auch der Zeitpunkt. Ab drei Uhr nachmittags herrscht auf den Strassen von San José jeden Tag das pure Chaos. Wir brauchten für die letzten zwanzig Kilometer auf jeden Fall drei Stunden. Aber das braucht uns künftig nicht mehr zu kümmern. Das Auto haben wir definitiv zurückgegeben. Im Hotel „Cocoon“ hatten wir dann eine kleine Denksportaufgabe zu lösen. Wernu konnte in unserem Zimmer das Licht nicht löschen. Erst dachte er, es handle sich um das System „Kühlschrank“; sobald die Türe zu ist, löscht auch das Licht. Nach verschiedenen Versuchen war klar, dass dies nicht die Lösung sein konnte. Der Hausmeister („Mi Amigo“) klärte das Ganze. Am Nachmittag haben im Hotel scheint’s Malerarbeiten stattgefunden und dabei wurde auch der Strom abgehängt. Beim Wiederanschluss wurden blöderweise die Pole vertauscht. Mi amigo hat das mit ein paar salbungsvollen Worten schnellstens behoben. Die Übernachtung im „Kühlschrank“ blieb uns so zum Glück erspart.


Die Ferien gehen hier mit drei Tagen Aufenthalt zu Ende. San José ist zwar nicht Berlin, London oder Paris, aber es ist mit 340‘000 Einwohnern (ohne Agglomeration) die grösste Stadt in Costa Rica. So kann man einiges unternehmen. Beispielsweise Essen; es gibt hier die grösste Dichte an Niederlassungen von Fast-Food-Ketten (McDonalds, Burger King, Pizza-Hut, KFC, Taco Bell etc.), die ich je gesehen habe. Daneben hat es zum Glück auch noch richtige Restaurants. Oder Museen; wir haben uns die „Museo de Oro Precolombino“, „Museo de Numismática“ und „Museo de Arte“ angeschaut. Oder die vielen unterschiedlichen Parks besuchen. Oder ganz einfach durch die verkehrsfreien Fussgängerzonen in der Innenstadt schlendern. Für mich das Aufregendste. So komme ich auf Kilometer. Wernu meint, das sei aber nicht der Hauptgrund. Faszinierend seien doch die vielen Leute, die Läden, die Strassenhändler, die Losverkäuferinnen, die grosse Markthalle oder die Künstler. Keine Frage, das stimmt natürlich auch. Übrigens gewöhnen wir uns hier langsam wieder an ein anderes Klima. In Playa Guiones zeigte das Thermometer 37° an, hier sind es noch 20°. San José liegt auf 1150m Höhe und es fühlt sich fast ein bisschen frisch an. Durst gibt es aber trotzdem und die Mittel dagegen sind die gleichen wie am Meer: Imperial oder Pilsen.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Bart ab.



Wernu hat eine einfache Erklärung, warum er sich in den Ferien hat einen Bart wachsen lassen: Das Scherblatt des elektrischen Rasierers hat ein Loch. Beim Rasieren kann es Schnittwunden geben, wenn der Scherkopf quasi ungebremst direkt aufs Gesicht trifft. Ich habe beim Bart eher an Bequemlichkeit gedacht. Nun denn, sei es wie es ist. Wernu hat jedenfalls mit seinem veränderten Äussern auf der costaricensischen Nationalbank schlechte Erfahrungen gemacht. Beim Einwechseln eines Travelers Cheques haben sie ihn eine gute halbe Stunde am Schalter warten lassen, nur um seine Identität zu überprüfen. Drum musste jetzt der Bart ab. Er möchte auf der Rückreise, bei den Aus- und Einreisebehörden möglichst Aufregungen und Verzögerungen vermeiden. Überdies habe ich ihm mit einem perfiden Hinweis auf den hohen „Grau-Anteil“ noch ein bisschen bei der Entscheidung nachgeholfen. 

Die Bilder zeigen es: Oben mit, unten ohne Bart – und so nebenbei auch ohne Schnittwunden (der auf der rechten Seite in der Hängematte natürlich).


Tja, wie ging das mit dem Surfen weiter. Der Kurs war nur ein „Amuse-Bouche“, fand Wernu. Die Kenntnisse müssen sofort umgesetzt und in der Praxis angewandt werden. Der Zufall wollte es, dass Wernu‘s Sohnemann Stefan und sein Kollege Gabriel zurzeit in Costa Rica Surf-Urlaub machen. Also nix wie hin. Die Gegend kannten wir von den Schildkröten her schon ein bisschen. Die Playa Guiones, wo man hervorragende Bedingungen für Nicht-Profi-Surfer findet, ist quasi der Nachbarstrand von Ostional. Dank der fachkundigen Beratung der beiden erfahrenen Wassersportler, fand Wernu rasch das richtige Miet-Board. Ein „Malibu“. Mit 8 Fuss Länge (Funboard) war es ein bisschen kürzer als das Longboard, auf welchem Wernu die ersten Erfahrungen gesammelt hat. Wachs drauf, Sonnencreme eingeschmiert und los ging’s zur Nachmittags-Session. Die Wellen waren höher als in Manuel Antonio und es hatte viel mehr andere Surfer im Wasser. In Costa Rica kennen zum Glück auch die Surfer „Pura vida“. Die Vortrittsregeln gelten zwar, aber man wird nicht grad angeschrien, wenn man mal unabsichtlich jemandem eine Welle wegschnappt. Und da waren ja noch die beiden Experten im „Lineup“. Die wiesen an, kündigten die guten Wellen an und gaben praktische Tipps. Wernu hatte einen Riesenspass und verabredete sich nach der feinen Pizza grad für die Vormittags-Session vom nächsten Tag (7 Uhr). Er hat dafür sogar aufs Zmorge im „Luna Azul“ verzichtet – Kafi, Saft, selbst gebackenes Brot, Müesli, Früchte, Haus-Konfitüre, Gallo Pinto, Bratspeck und Rührei. Das gab’s dann in leicht abgeänderter Form nach dem Surfen im „Almost Paradise“, wo die beiden Surfer Unterschlupf gefunden haben. Natürlich selbst zubereitet. Wernu musste sich das aber hart verdienen. Schnell merkte er nämlich, dass über die Nacht sämtliche Surfer-Muskeln ziemlich ausgelaugt waren. Das Paddeln ging nicht mehr so schnell, das Aufstehen wurde zum Kampf und darum gelang nicht mehr grad viel. Gefreut habe es ihn aber alleweil. Und letztendlich führte das Gabriel zu einer guten Idee. In Guiones könne man für nicht viel Geld eine Surfer-Massage buchen – Schultern, Nacken, Rücken und Arme. Kurzerhand wurde das umgesetzt. Eine nette Tica brachte mit viel Sachkenntnis die Muskeln wieder in Schwung. „Muuuy relajante“. Wer weiss, vielleicht gibt’s das nächste Mal eine Läufer-Massage, da hätte ich wieder mehr davon.

Sonntag, 3. Februar 2013

Letztendlich hat er sich doch getraut.


Lange hat es so ausgesehen, als ob Wernu in die Schweiz zurückreisen würde, ohne ein einziges Mal auf einem Surfbrett gestanden zu haben. Wo das Surfen hier doch fast ein National-Zeitvertreib ist, ähnlich wie bei uns der Wintersport. Heute konnte ich ihn überreden. Wir sind nach Manuel Antonio gefahren, weil hier wunderbare Surf-Einsteiger-Verhältnisse herrschen. Wernu hat einen Surflehrer für den ganzen Nachmittag gebucht. James aus Florida hat den schwierigen Job übernommen, dem blutigen Anfänger diesen Sport schmackhaft zu machen. Er hat dazu ein riesiges Surfbrett, ein Longboard, aufs Auto gebunden und uns abgeholt. Ach ja, es war ein blaues. Zumindest oben, unten war es weiss. In der Tierwelt wäre das noch wichtig. Man will ja nicht ja nicht von einem Hai für Futter gehalten werden, oder einen Landeplatz für aggressive Möwen anbieten.

 
Um möglichst viele Zuschauer anzusprechen, steuerte James natürlich den öffentlichen Strand von Manuel Antonio an. Einen Ort, den wir schon zu unserer Schulzeit ins Herz geschlossen haben (siehe Foto). Die ersten Grundsätze lernte Wernu dann im Sand kennen. Position auf dem Brett, aufrichten, aufstehen, Fussstellung, Knie beugen, Arme nicht vergessen und geniessen. Wernu übte das, bis James zufrieden war. Und so ging es ab ins Wasser. Von James richtig angewiesen und wohl ein bisschen gut angeschoben, schaffte es Wernu schon bei der allerersten Welle bis ans Ufer auf dem Brett stehen zu bleiben. Ein solches Erfolgserlebnis gab natürlich Mumm. Und Wernu stieg unermüdlich immer wieder aufs Brett. Mal ging es gut, mal wieder voll daneben. James ging Schritt für Schritt weiter und dann stieg er aus dem Wasser. Das war der Moment, wo es nicht mehr so einfach war. Die Wellen lesen und den richtigen Zeitpunkt erwischen, dies ohne professionellen Berater, war wesentlich schwieriger. Aber Surfen ist Fun. Wernu hat jedenfalls gestrahlt wie ein „Himugüegeli“ und ich denke, er will noch mehr davon.